Eine Essenz

Jede verantwortungsvolle Orientierung auf die Kennzeichnung zukünftiger Erdgeschichte als einer vom Menschen gemachten ist grundsätzlich falsch und darin ideologisch gefährlich, weil die Naturgesetze ihren Geltungsanspruch nicht nur am Ende des Endes, sondern mit jedem kleinen Zwischenresultat bestätigen. Es kann keine Rede davon sein, dass im Anthropozän für die zukünftigen Entwicklungen prinzipiell andere Wirkmächte gelten als in der bisherigen Erdgeschichte. Bei allem Verständnis für die Sehnsucht nach latenter Selbstüberhöhung der Sterblichen kann die Ideologie der menschengemachten Welt nur als noch gefährlicher angesehen werden, als alle bisherigen Annahmen der gottgemachten Welt es waren. Welche Ironie, immerhin intellektuell stimulierende Ironie, kennzeichnet die Selbstbeweihräucherung von angeblichen Aufklärern, die zutreffend das Desaster der mythologisch-religiösen Weltanschauungsmacht beklagen, aber nicht merken, dass sie mit der Rede vom Anthropozän eben solcher Weltanschauungsmacht pseudowissenschaftlicher Prägung unterliegen! Diese Verblendung von Wissenschaftsgläubigen ließe sich gut an Wissenschaftskabarettisten verfüttern, wenn nicht inzwischen gigantische ökonomische Interessen und Politikergeblase sich der Ideologie des Anthropozäns bemächtigt hätten.
Quelle

Prometheische Scham – Abschnitt in:

Schöpfer der zweiten Natur. Der Mensch im Anthrpozän

Schöpfer der zweiten Natur

Buch · Erschienen: 01.01.2014 · Autor: Arno Bammé

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